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Der beleidigte Neurologe - Folge 3: Das ist mir zu verworren!
Wir waren bei dem Punkt stehen geblieben, wo mir der Doktor K. vorschlug wieder arbeiten zu gehen. Dass ich das ebenfalls wollte und bereits Bewerbungen verschickt hatte, wollte ich ihm doch nicht sagen. Mittlerweile schaltete ich auf eine Art Notprogramm um.

Der Neurologe hielt es für eine gute Idee wieder arbeiten zu gehen, darauf machte ich ihn auf die Probleme aufmerksam:

"Ich bin Administrator, wenn ich Fehler mache, und die mache ich, dann kann im ungünstigen Fall die gesamte Firma stillstehen. Alleine der Gedanke daran baut wieder soviel Druck auf, dass ich nicht denken kann. Soll ich mich bewerben und gleich um eine Wiedereingliederung bitten? Wie soll das gehen? Was meinen Sie, was die machen, wenn ich in der Probezeit Fehler mache und mich nicht konzentrieren kann?"

Die Antwort darauf blieb er schuldig, er tippte wieder auf seiner Tastatur herum, als ob er sie zerbrechen wollte und ich schaute aus dem Fenster.

Das Klappern hörte auf:

"Haben Sie mit den Medikamenten noch Depressionen oder nicht? Dann müssen wir die ändern!"

"Wie bereits gesagt: ich habe die Sympthome! Das Schlimmste sind die Konzentrationsprobleme und die Fehler, die ich ständig mache. Letztens habe ich fast das Haus abgefackelt, wiel ich zwei Geräte falsch zusammengestöpselt habe. Da denke ich dann: das darf nicht wahr sein!"

"Haben Sie nun Depressionen oder nicht?"

"Ich bin nicht zu den Ärzten gegangen und habe gesagt: Ich habe Depressionen! Ich bin hingegangen und hatte fürchterliche Rückenschmerzen. Ich habe die Ärzte sogar gefragt, ob ich Alzheimer hätte, so ein Löchergedächtnis habe ich! Die Ärzte meinten, dass es Depressionen seien. Mir ist egal was es ist, Hauptsache es geht weg! Ich kann nicht einmal eine normale Konversation über mehr als zwei, drei Stunden halten. Danach bringe ich keinen Satz mehr zu Ende! Es fällt schwer freundlich zu sein."

"Wieso gehen sie nicht wieder in die Klinik?"

"Das wurde mir von denen auch schon angeboten."

"Na, dann machen Sie das doch."

Darauf erwidere ich nichts. Was soll ich noch reden, der hört ja eh nicht wirklich zu.

Wieder ein längeres Gehacke auf der Tastatur, ich erwartete, dass die Tasten gleich wegplatzen würden. Offenbar schrieb er einen Bericht für sich selber.

Das Tippen hörte auf, es kam mir so vor, als ob er erst jetzt wieder mitbekäme, dass ich überhaupt im Raum sass.

"Wissen Sie?" meinte er plötzlich "Das ganze ist mir zu verworren, ich möchte Sie doch nicht behandeln."

Ers steht auf, reicht mir die Hand und meint: "Guten Tag!"

Wortlos schüttele ich die Hand, stehe auf und verlasse den Raum. Ich gehe wie betäubt zum Empfangstresen und fülle den Zufriedenheitszettel zu Ende aus. Dabei bemühe ich mich objektiv zu bleiben und nicht einfach nur die schlechtesten Bewertungen anzukreuzen.

Eine gehässige Bemerkung runterschluckend wünsche ich stattdessen den Damen am Empfang einen schönen Tag.

Die Antowrt "Danke, Ihnen auch einen schönen Tag!" hallt mir noch wie Hohn in den Ohren, als sich die Tür der Praxis hinter mir sanft schliesst.
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